Musik

IG_Schall & Rauch_2010

Alter schützt vor Torheit nicht … oder warum ich als Ältester den Penalty schiessen darf!

An einem nebligen Septembermorgen, in einem Wald am Pilatusgebiet. Eine Gruppe ausgepowerter Manager stürzt sich wie ein Rudel Lemminge in ein Tobel. Burnout, Albtraum oder nur eine mögliche Szene aus einem Musikvideo?

Ein Grüppchen Leute aus dem Zürcher Musik- und Kunstbereich hat sich hier für eine ganz überraschende Produktion zusammengetan, die es wohl in dieser Form noch nicht gegeben hat.

Lustvolle Melancholie zwischen Resignation und Altersradikalität prägen die Texte. Getragen von einem Soundteppich, der tief in die 80er reicht aber weit im neuen Jahrtausend strandet. Dazu raspelt eine Stimme, die Lyrik’s über die schräg gehauenen Gitarrenriffs, als gelte es dem allerletzten Stündchen doch noch ein Schnippchen zu schlagen. Alles umsonst… oder..? Mal röchelnd, mal schreiend, in breitestem Züritütsch werden hier alle angeklagt und zieren Zitate aus der Zürcher Jugendbewegung die Bestattung der allerletzten Hoffnungen.

Lüsterne Depressionen jagen kraftvolle Töne und man weiss nie so recht wer die Oberhand gewinnt. Ein Balanceakt zwischen morbider Todessehnsucht und renitentem Überlebenstrieb. Droht der Absturz? Nein, zum Schluss jagt ein alter, harter Funk alle gerufenen Geister wieder in ihre Löcher zurück, besiegt vom Laserschwert des Rock’n Rolls…

IG Schall & Rauch 2010 – I BiS VI / Retro-Digital-Blues-Punk / Moonrecords / Moon C 062

CD bestellen: CHF 30.- inkl. Porto und Verpackung

Songtexte

Was isch, was isch wänn d’Rattä nümä tanzäd

Was isch, was isch wän s’Neonliecht nümä brännt
Was isch, was isch wänn’d würdsch im Lotto günnä
Was isch, was isch wänn dä Tag zur Nacht wird
Und was isch, was isch wänn’s ändät i dä Wuet
Was isch, was isch wänn alles nümä tued

Äs brucht meh, viil meh Ruum, äs brucht meh, meh, meh
Viil meh Platz
Äs brucht meh, viil meh Lüüt, äs brucht meh, meh, meh
Eifach meh vo alläm

Langsam chömeds fürä, ja langsam stönds jetzt uf
Lüt wo nöd wänd sitzä, ä paari nämeds uf
Äs lauft i allnä Schichtä, äs isch wunderbar
Lüt wo öpis machäd, überall häts ä paar
Doch Schrankä, s’hät Schrankä wo wäg müend wiit wäg
Äs brucht Platz für Gedankä, äs fählt Ruum zum sii

Äs brucht meh…

Energie und Läbeslust frei leggä ganz frei
Voll Action zum läbig sii und vill Action zum sii
Doch Schrankä, s’hät Schrankä wo wäg müend wiit wäg
Äs brucht Platz für Gedankä, äs fählt Ruum zum sii
Zum sich selber sii, zum schreie und zum Flüstärä,
Zum Abhebä, zum Frürä

Äs brucht meh…

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH, 1984 / 2007

En Esel staht allei am Berg und schreit
En Esel, en Esel wet go wandere
En Jeger schüsst, es Schiff versinkt
Ä Rose stirbt und chas nöd ändere
Ja d’Sensucht schmilzt wird ranzig, flüst devo
Und niemert will si dara hinderä
Mir schwümed blind im Dräck es isch eso
Und niemert cha sich drüber wundere

Und was ich bin und was ich söll
Seit mir kein Himmel und kei Höll
Und was ich mues und was ich will
Isch nöd vil meh und doch scho zvil
Und was ich wet und was ich tu
Sind bekanntlich zwei paar Schue

Lueg det de Mond er lacht
Stirbt langsam in verlägeheit
Am Chrüz vo sinere vollkommeheit
Und langsam tropft mini Angst
I‘d Tage und i’d Jahr
Dänn es isch wahr das Zyt min Geist zermalme cha

Und was ich bin und was ich söll
Seit mir kein Himmel und kei Höll …

3000 Schritt voll uf de Abgrund zue
Und immer fest, ganz fest im Glaube dra
das ich d’Flügel, scho no, cha wachse la
Als wärs es Spiel, als wärs nur blindi Chue
Als würd’s nöd um Erlösig ga,
Ja um die aller, aller letschti Rue

Und was ich bin und was ich söll
Seit mir kein Himmel und kei Höll …

E Bombe gheit uf’s Chind und d’Sunne lacht
Si weiss bald wird si gfrässe vo de Nacht
Kein Vater und kei Muetter isch me da
Wänn de Pförtner sini Panzer fahre lat
Und wärend Gott mich langsam choche tuet
Schänk ich im mini ganzi Wuet
Ich zünde no e letschti Cherze a

Und was ich bin und was ich söll
Seit mir kein Himmel und kei Höll …

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH, 2004

D’Sunne brännt, brännt vor Wuet
D’Sunne cha nöd schreie und cha nöd flüstere
En heisse Wind trait si wäg, mini Wält zu dir
Det wo’s nur Schatte hät wo’s immer dunkel isch

A stell vom Herz en breite Schnitt, es richtig grosses Loch
Tüf und wyt, chalt und nass, e richtig dunkels Grab
Es Grab für all die tote Träum, en letschte ghuchte Gruess

Häsch mir welle s’Läbe näh, min Saft, mini Energie
Häsch alles gno im überfluss, und alles für en füchte Chuss
Es isch e richtig schöni Katastrophe gsie

E chli Zyt das tät jetzt guet
Doch Zyt cha nöd warte mues immer wieter ga
Schnäll und härt isch eusi Wält ganz ohni Fantasie
Doch gats jetzt langsam z’End, scho bald isch es verbi

A stell vom Herz en breite Schnitt, es richtig grosses Loch
Tüf und wyt, chalt und nass, e richtig dunkels Grab
Es Grab für all die tote Träum, en letschte ghuchte Gruess

Es frürt mich bis id‘ Chnoche, d’Erinnerig a dich
En farbig gschminkte schmale Schlitz
En Blitz erlosche und verbie
All das hätt en Name und heisst Melancholi
All das hätt en Name und heisst Melancholi

D’Sunne brännt, brännt vor Wuet
D’Sunne cha nöd schreie und cha nöd flüstere
En heisse Wind trait si wäg, mini Wält zu dir
Det wo’s nur Schatte hät wo’s immer dunkel isch

A stell vom Herz en breite Schnitt, es richtig grosses Loch
Tüf und wyt, chalt und nass, e richtig dunkels Grab
Es Grab für all die tote Träum, en letschte ghuchte Gruess

Mini Seel verfult im Dräck, vo däre gschissne Wält
En Fridhof voller tote Bäum, a stell vo mine Jugendträum
Nur no en alte, Chettehund wo Bält
Nur no en alte, lahme Hund wo Bält
Nur no en lahme, Chettehund wo Bält
Nur no en alte lahme, Chettehund wo Bält

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH, 2003

Toti Tag sind uf d’Längi  Gift
Erinnerige a frühner wärdet wach
Wo d’Wuet im Buch no g’läbt hätt
Underdesse häsch Dich aapasst
Gsesch plötzlich au s’Positivi
Bisch ruhiger worde uf en Art
Uf en Art au bireweicher

Es isch zum Chotze hüt wird alles konsumiert
Sogar Punk wird wieder i allne Medie zelebriert

Nüt bliebt verschont
Vo däre beschissene Maschinerie
Und ich säg eu Finger wäg vo eusnä Träum
Au wänn si alt sind und scho lang verbie

Ich luege um mich ume
Nur Scheisse wiet und breit
Zu allem Eländ no es Pankrevival
Im Tagi und i de Tagesschau
Und ich säge Ciao
Ciao Ciao Revolution

Die letschti Niete isch verchauft
Und jede Spiesser hüt versaut
D’Revolution die isch scho lang
Vo eusere Wirtschaft anerchant

Es isch zum Chotze hüt wird alles konsumiert
Sogar Punk wird wieder i allne Medie zelebriert

In Züri brännt nur no dä Bög
Und Zunft zur Vernunft debatiert im Gmeindrat
Isch ächt Gurkesalat
Besser für d’Hut oder für dä Staat

Ich luege um mich ume
Nur Scheisse wiet und breit
Zu allem Eländ no es Pankrevival
Im Tagi und i de Tagesschau
Und ich säge Ciao
Ciao Ciao Revolutio
Revolution Ciao
London Calling
Aber nur zum Shoppä
Und frei Sicht uf’s Bankkonto
Aber bitte subito

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH,  2006

Alli mini Schattä liigäd erschossä uf dä Gass,
Und d’Gass liit inerä Pfützä
Und diä Pfützä uf dim nacktä Buch,
Uf däm Buch wo sich regelmässig hebt und sänkt

S’Rägnät blöd id Nacht aber ich,
Ich gschpür scho lang käi Rägä me
Dä Himmäl pisst umäsuscht id Ewigkeit
Und d’Erdä windet sich in ihrer Lust

Ich chas immer nonig glaubä,
Dass mä mit zuenä Augä so viil gseh cha
Und ich will’s immer nonig glaubä,
Dass mä mit zuenä Ohre so viil ghörä cha
Und s’isch würklich nöd zum glaubä,
Dass mä ohni Luft so viil schreiä cha …

D’Vögel flügäd tüf, tüf id Erdä inä,
Id Erdä zum Stärbä
Ich has mit eignä Augä gse
S’Dornrösli schlaft ihre gerächti Schlaf,
Während so än öligä Fisch sin Laich abstreift

Dä Prinz chunt z’spaht, eigentlich chunt er gar nöd
Und wänn er chunt, chunt er im Schoos
Vo falschä Versprächigä,
Chunt er im Schoos, ja chunt er im Schoos
Vo falschä, vo falschä Versprächigä
Die Sau, die Sau …

Ich chas immer nonig glaubä …

Roti schwäri Stei blüetäd, schlängläd sich zu dir,
Drucked schwär, Schwär uf mini Brust,
Äs isch ä rohi Chraft, wo die wilde Chnoschpä
Us mim alte Körper druckt, äs isch dä Früheligsschmärz
D’Farbä sind zwar Chalt, aber doch scho bländänd
Ä klari Macht knallt gnadälos vom Himmäl obenabä
Und jedä Blitz wo trifft, trifft uf äs Meer vo Gänsehuut

Ich schnufä s’Liecht ii, nach tüfäm Schlaf …

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH 2007 (Während einer Zugfahrt über den Gotthard, CH-I)

Eimal wet ich König sii und drü Tag duräschlafä
Eimal wet ich Heilig sii und allem wiederstah
Langsam besserets

Uf äm letschtä Zakä, ziät än Song sini Spur uf äm Plattätäler
Än letschtä Sunnästrahl bricht i din Zirkus ii
Packän mit beidnä Händ bis si brännäd, packän mit beidnä Händ
Überleg dir, dass du obwohl du normal, normal, normal bisch
Ächli chöntisch Kontakt pflägä, zu derä Wält

Eimal wett ich’s wüssä, und zwei Millionä ha
Drü Tag numä träumä, zum z’Vieri d’Warheit ha
Foif Tag Depressionä, dänn ab uf d’Achterbahn
Sex isch eusi Liebligszahl … und Siebä tralala

Falschi Heiligi verspräched Tag für Tag
S’Blau vom Himmäl obenabä
Doch min Himmäl dä isch grau
Alli wüssäd was für mich s’aller, allerbest isch
Aber niemärt, niemärt will s’mer gä

Eimal will ich’s wüssä, und zweimal durästah
Drümal muesch du stärbä, zum viermal ufersta
Foif sind dini Münzä, wo niemärt meh will ha
Sex isch euses Kampfgebiet… und Siebä tralala

Einä nach äm anderä, sind si langsam vor sich hi krepiert
Alli mini Heldä, mini Göttär, und die falschä Meister sowieso
Alli, alli redät vo Liebi sit Jahr und sit Tag

Eimal wett ich’s wüssä, und zwei Millionä ha
Drü Tag numä träumä, zum z’Vieri d’Warheit ha
Foif Tag Depressionä, dänn ab uf d’Achterbahn
Sex isch eusi Liebligszahl … und Siebä tralala

Eimal will ich’s wüssä, und zweimal durästah
Drümal muesch du stärbä, zum viermal ufersta
Foif sind dini Münzä, wo niemärt meh will ha
Sex isch euses Kampfgebiet … und Siebä tralala

Alli, alli redät vo Liebi sit Jahr und sit Tag
Doch niemärt, niemärt cha mer sägä um was es würklich gaat
Aber sit ich weiss, dass ich nöd weiss und vo nüt än Ahnig ha
Wird mini Freiheit gross und grösser mal für mal

Eimal wet ich’s wüssä …

Was nützt eus alles Wüssä, Philosophi, Politik und Religion
Ja all die gheimä Wüssäschaftä
Wohi füert eus alles Wachstum und wänn isch ändlich gnuäg
Wachsä, wachsä, wachsä bis in Himmäl uä,
Planä, bouä, schaffä, doch s’Paradies bliebt zuä
Wachsä, wachsä, wachsä bis in Himmäl uä, planä, bouä, schaffä

Eimal wet ich’s wüssä …

Einä han ich no …

Erstens, zweitens, drittens gats mich nüt me a
Viertens abeschaltä, und nieme Sorgä ha
Foiftäns will ich ändlich, vo all dem Rue ha

P.d.P. 81 (ZanRé) / ZH 1985 / 2006